Interview mit Michelle Kramer

Interview mit Michelle Kramer - ei-nzigartig

đŸŽ€ Im GesprĂ€ch mit Michelle Kramer

KĂŒnstlerin, Sammlerin von Naturmomenten, GrĂŒnderin von ei-nzigartig

Karl Lagerfeld hatte ja unterschiedliche Musen, die ihn inspirierten. Wo findest du deine Inspiration?
Überall. In GesprĂ€chen, auf SpaziergĂ€ngen, im Atelier – manchmal auch mitten im Supermarkt. Ich glaube, Kunst ist weniger eine Absicht als eine Art Wahrnehmung. Manchmal finde ich ein Detail – eine Farbe, eine Form, eine Emotion – und merke: Das will raus. Dann fĂ€ngt der Prozess an.
Meine Muse ist kein Mensch – es ist eher ein Moment.

Von der Idee bis zur Verwirklichung: Wie gehst du an deine Arbeiten heran?

Mich fasziniert die Eiform seit jeher – sie ist vollkommen und fragil zugleich, archaisch und universell. Kein anderes Naturobjekt vereint so viel Symbolik, Ästhetik und Struktur auf so engem Raum. Wenn ich mit einem Ei arbeite, ist es, als wĂŒrde ich mit einem stillen Raum voller Möglichkeiten beginnen. Jeder Pinselstrich, jede Schicht ist eine AnnĂ€herung – an das, was im Inneren ruht, und an das, was sichtbar werden will.
Durch Veredelung, Patina und Farbe erzĂ€hle ich neue Geschichten auf einer uralten Form. Das Ei ist dabei nicht nur TrĂ€ger, sondern immer auch Teil des Kunstwerks – ein Körper mit Geschichte.

Wie fĂŒhlt es sich an, mit so besonderen Materialien zu arbeiten?

Ich arbeite mit Naturmaterialien, die fĂŒr viele erstmal Abfall sind – Muscheln, Eier, HolzstĂŒcke. Aber fĂŒr mich beginnt genau da der Zauber: in dem, was man nicht erwartet. Jedes Ei, jede Muschel bringt ihre eigene Geschichte mit. Ich veredele sie nicht, um sie schöner zu machen – sondern um das Schöne sichtbar zu machen, das schon da ist.

Dein Lieblingsbuch?

Die Muschelsucher von Rosamunde Pilcher.
Diese Geschichte hat so viel Tiefe, WĂ€rme und Weite – wie ein Strand, an dem man Erinnerungen sammelt. Ich liebe BĂŒcher, in denen sich Leben, Kunst und Natur ganz selbstverstĂ€ndlich verweben. Und der Titel? Na ja
 sagen wir so: Es fĂŒhlt sich ein bisschen an wie meine Berufung.

Wie kamst du zur Kunst?

Das war nie eine Frage. Seit ich denken kann, wollte ich gestalten. Kunst war immer mein Herzenswunsch.

Dein liebster Ort fĂŒr Kunst in der Wohnung?

Ganz klar: der Ort, an dem man sie nicht erwartet. Ich liebe Objekte, die plötzlich zwischen BĂŒchern, auf dem Sideboard oder sogar im Badezimmer auftauchen. Eine vergoldete Muschel auf schwarzem Samt im GĂ€ste-WC? Yes, please. Ich finde: Kunst darf Alltag. Und wenn ein Ei-Objekt plötzlich zum stillen Mitbewohner wird, habe ich alles richtig gemacht.

Welche Menschen beeinflussen dich?

Meine Familie. Meine Freund*innen. Sie inspirieren mich, halten mir den RĂŒcken frei – und sind oft die ersten, die meine neuen Werke sehen.

Hast du ein Motto, das dich beim Gestalten begleitet?

Weniger Deko, mehr GefĂŒhl.
Ich gestalte Objekte, die etwas auslösen – nicht nur verschönern. Wenn jemand ein StĂŒck von mir anschaut und sagt „Das berĂŒhrt mich“, dann ist das fĂŒr mich mehr wert als jedes Like. Meine Arbeiten sollen RĂ€ume nicht dekorieren, sondern sie verwandeln. Leise. Langsam. Und mit Seele.

Was liebst du neben der Kunst?

Mode – das war schon immer ein Teil von mir, nicht nur durch mein Modedesign-Studium. Ich liebe gute Schnitte, mutige Stoffe und kleine Details, die den Unterschied machen.
Und dann: das Kochen mit meinem Mann – am liebsten draußen, in unserer OutdoorkĂŒche, mit Musik im Hintergrund und einem Glas Wein in der Hand.
Lange SpaziergĂ€nge mit unserem Hund bringen mich runter – genauso wie unsere Urlaube in Holland. Dort kann ich durchatmen, Muscheln sammeln und meine Tochter in den Arm nehmen. Mehr brauche ich nicht.

Woran arbeitest du zurzeit?

Ich entwickle eine neue Reihe fĂŒr meine Atelier Edition: Ei-Objekte mit Patina-OberflĂ€chen und handveredelten Details. Jedes StĂŒck erzĂ€hlt seine eigene Geschichte – irgendwo zwischen Naturfund, Schmuckobjekt und KunststĂŒck. Parallel entstehen neue Holzarbeiten fĂŒr meine Wood Couture. Es wird poetisch – und ein bisschen provokant.

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